Magic the Gathering gehört seit 1993 zu den beliebtesten Trading Card Games weltweit. Vor allem Commander zählt seit Einführung 2011 zu den angesagtesten Spielformaten. Dabei handelt es sich bei Commander, oder auch EDH, was für Elder Dragon Highlander steht, gar nicht um ein typisches kompetitives Format. Vielmehr sind es unterhaltsame Spielrunden am Küchentisch daheim mit Freunden. Im Gegensatz zu Modern, Legacy oder der Standard-Variante, welches man 1vs1 spielt, wird EDH mit mehreren Spielern gespielt. Kaum zu glauben, doch trotzdem beeinflusst Commander die Preise im Magic enorm. Karten, die in dem Format beliebt sind, können schnell in dreistellige Bereiche vorstoßen. Und das obwohl Commander kein offizielles Turnier-Format ist. Preisanstiege kannte man bis dahin nur bei gefragten Playsets, die in den bekannten Turnier-Formaten gespielt worden sind.
Obwohl es sich um kein offizielles Turnier-Format handelt, hat Wizards of the Coast seinen Spielern Guidelines auf den Weg gegeben. Da es aber keine Schiedsrichter gibt, müssen derartige Vorgaben nicht eingehalten werden. Dennoch sorgen die Richtlinien für Ordnung und einen fairen Spielverlauf, so dass sich Spieler in der Regel an diese halten und somit auch an die gebannten Karten. Diese gibt es nämlich nicht nur bei Modern und Co., sondern auch bei Commander. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Magic-Karten, die ein Spiel zu stark beeinflussen können oder den Spielspaß schnell rauben können. Verantwortlich dafür ist das Commander Rules Committee. Diese Vorgaben sind bei allen Spielern akzeptiert, da so eine gewisse Fairness gewahrt wird. Bzw. waren sie es bis zum 23.September 2024. Doch was ist passiert?
Commander Rules Committee steht in der Kritik
In regelmäßigen Abständen werden neue Bannings und Restriktionen aller Formate bei Magic the Gathering bekanntgeben. Doch selten gab es einen derartig großen Aufschrei wie im September vergangenen Jahres. Vier Karten wurden im EDH gebannt, waren somit fortan verboten zu spielen. Doch diese hatten es in sich. Folgende Karten sind ab dem 23.September 2024 banned in Commander:
- Dockside Extortionist
- Jeweled Lotus
- Mana Crypt
- Nadu, Winged Wisdom
Obwohl sich über 50 Karten in den Bannings befinden, hat diese Bekanntgabe die Magic the Gathering Welt auf den Kopf gestellt.
Mana Crypt vs. Sol Ring
Hauptgrund der Eskalation war das Banning der Karte „Mana Crypt“. Diese besagt, dass man für Tappen zwei farblose Mana generieren kann. In seinem Upkeep würfelt man, ob einem drei Schadenspunkte hinzugefügt werden. Das Artefakt kostet dabei zum Beschwören null Mana. Eine extrem starke Karte, die natürlich in jedem EDH-Deck seinen Platz findet. Dementsprechend war Mana Crypt als Karte auch beleibt und sehr teuer. Im Schnitt kostete die Karte knapp 150 Euro. Ergo handelt es sich dabei auch um ein interessantes Spekulationsobjekt. So können Trading Cards als Wertanlage gesehen werden, die neben Spielspaß auch noch finanzielle Renditen bieten können.
Doch im September dann der Knall, Mana Crypt wird im EDH gebannt. Sofort machte sich Panik breit, so dass die Karte von vielen abgestoßen worden ist. Panikkäufe sorgten dafür, dass die Karte kurzzeitig für 30 Euro zu haben war. Der Super-GAU für alle Sammler. Viele Magic-Spieler äußerten ihren Frust in Foren oder auf YouTube. Schnell wurde eine Kontroverse losgetreten, da die Karte „Sol Ring“, die ebenfalls in jedem EDH-Deck präsent ist, nicht gebannt worden ist, obwohl diese ähnlich, wenn nicht sogar stärker, zu bewerten ist. Sol Ring kostet ein farbloses Mana und generiert zwei farblose Mana. Den Grund nannte Wizards auch, was es jedoch nicht besser machte:
„We should also talk about the elephant in the room. We’re not banning Sol Ring and have no desire to. Yes, based on the criteria we’ve talked about here, it would be banned. Sol Ring is the iconic card of the format, and it’s sufficiently tied to the identity of the format that it defies the laws of physics in a way that no other card does.“ – Wizards of the Coast
Übersetzt heißt die Stellungnahme von Wizards, dass Sol Ring nur aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine ikonische Karte handelt, nicht gebannt wird, obwohl die Kriterien, welche für Mana Crypt gelten, auch hier zutreffend sind. Dies sorgte für viel Kritik. Man vermutete, dass man mit einem Banning der Karte Sol Ring, das Format aufgrund seiner regelmäßigen Constructed Decks, die stets den Sol Ring beinhalten, ad absurdum führen würde.
Jeweled Lotus Kontroverse
Bei der Karte „Jeweled Lotus“ kam das Banning, sofern man die Power der Karte beurteilt, nicht überraschend. Doch auch hier löste das Banning einen regelrechten Shitstorm aus. Die Begründung von Wizards of the Coast lautete, dass man mit einem Jeweld Lotus (generiert beim Opfern drei Mana einer beliebigen Farbe, mit denen man seinen Commander beschwören kann) einen zu großen Mana-Vorteil in Turn 2 hat. Schließlich könnte man im zweiten Zug einen Fünf-Mana-Commander beschwören und hätte einen sehr starken Vorteil zur Konkurrenz. Dennoch muss man anmerken, dass viele Karten gravierende Vorteile liefern. Im Commander-Format muss die Gruppe einheitlich reagieren und potentielle Gefahren beseitigen. Das ist die beliebte Dynanik in dem Format. Zusätzlich wäre die Karte im späteren Verlauf der Runde nicht mehr von großer Relevanz.
Hauptgrund für die Kontroverse ist aber ein anderer. Am 4.August 2023 erschien mit Commander Masters ein High-End-Produkt von Wizards, speziell für das Commander Format. Hier sorgte gerade die Karte Jeweled Lotus dafür, dass es reißenden Absatz fand. Man könnte sogar behaupten, dass es sich beim Jeweled Lotus um das Zugpferd der Edition handelte. Knapp ein Jahr später bannte das Commander Rules Committee die Karte, die speziell in einer Commander-Edition herausgekommen ist. Dass man dies nicht wusste, wollten viele Spieler nicht glauben. Eine objektive Berichterstattung fand man in dieser Phase selten. Wizards hat nämlich schon länger mit dem Unmut der Magic-Spieler zu kämpfen. Viele fühlen sich seit Jahren veräppelt und ausgenutzt.
Warum sind Bannings bei MtG notwendig?
Bannings bei Magic the Gathering sind für das Spielgeschehen notwendig. Dies sieht man auch als ambitionierter Spieler ein. Über einzelne Karten und deren Begründung lässt sich mit Sicherheit streiten, doch das Prinzip ist akzeptiert. Auch der Fakt, dass es im EDH Format offizielle Bannings gibt, findet per se Anklang, da Runden so besser reguliert werden. Hier sind einige Karten, die das Spielgeschehen drastisch ins Negative beeinflussen können und aufgrund dessen gebannt worden sind:
Karte | Fähigkeit |
---|---|
Balance | Alle Spieler opfern so viele Länder, bis alle Spieler gleichviele Länder im Spiel haben. Der Spieler, der die wenigsten Länder hat, darf aber jetzt keine Länder opfern. Dann gleichen alle Spieler die Anzahl der Karten, die sie auf der Hand haben und die Anzahl der Kreaturen, die sie im Spiel haben, nach der selben Methode einander an. |
Biorhythm | Die Lebenspunktzahl jedes Spielers ist gleich der Anzahl der Kreaturen, die er kontrolliert. |
Emrakul, the Aeons Torn | Dieser Zauberspruch kann nicht neutralisiert werden. Wenn du diesen Zauberspruch wirkst, erhältst du nach diesem Zug einen zusätzlichen Zug. Fliegend, Schutz vor ein- und mehrfarbigen Zaubersprüchen, Vernichter 6 Wenn Emrakul, die zerfetzten Zeitalter, von irgendwoher auf einen Friedhof gelegt wird, mischt ihr Besitzer seinen Friedhof in seine Bibliothek. |
Griselbrand | Fliegend, Lebensverknüpfung Bezahle 7 Lebenspunkte: Ziehe sieben Karten. |
Primeval Titan | Verursacht Trampelschaden Immer wenn der Urtümliche Titan ins Spiel kommt oder angreift, kannst du deine Bibliothek nach bis zu zwei Ländern durchsuchen, sie getappt ins Spiel bringen und dann deine Bibliothek mischen. |
Yawgmoth’s Bargain | Übergehe Dein Ziehsegment. Zahle 1 Lebenspunkt: Ziehe eine Karte. |
Gewisse Regularien sind somit für den Spielspaß elementar. In der Kritik stand im September lediglich die Herangehensweise. Wizards hat seit einigen Jahren mit dem Ruf der Profitgier zu kämpfen. Einige bekannte MtG Spieler oder Spielgemeinschaften, die auf YouTube erfolgreich sind und eine dementsprechend große Community haben, haben sich bereits im Detail dazu geäußert und somit die hitzigen Diskussionen losgetreten. Noch heute halten Diskussionen rund um das Banning-Thema an.
Sorgte Magic the Gathering für den Hasbro-Einbruch?
Seit 1999 gehört Magic the Gathering zu Hasbro bzw. wurde Wizards von Hasbro übernommen. Bei Hasbro handelt es sich um ein börsennotiertes Unternehmen. Schaut man sich den Aktienverlauf an, wird man sehen, dass man nach den Bannings von knapp 66 Euro auf unter 55 Euro abstürzte. Lustigerweise stürzte der Kurs von Hasbro nach dem Erscheinen der ebenfalls sehr kontroversen 30th Anniversary Edition im November 2022 ebenfalls ab. Wie stark der Kursverkauf mit Magic the Gathering zusammenhängt, ist ungewiss. Dass die Verkaufszahlen aber zu Wünschen übrig lassen, ist kein Geheimnis. Die 30th Anniversary Edition lief alles andere als gut und auch die neusten Entwicklungen sorgen dafür, dass Magic zunehmend in der Kritik steht.
Dennoch ist und bleibt das Trading Card Spiel mit weitem Abstand das Populärste. Kleine Schwankungen bei der Beliebtheit gab es schon immer. Auch Markteinbrüche bei den Kartenwerten gab es schon immer. Unerwartete Reprints, die kurzzeitig kritisch gesehen werden, sind schnell vergessen. Magic the Gathering ist immerhin ein Spiel, was für Spaß mit Freunden sorgen soll.